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"wasche meine Hände"

eine räumliche Inszenierung von Judith Haman • 6.4. - 30.5. 2011


video: Skrollan Alwert ..... music: Phil Poling
Eröffnung: Mittwoch 6. April 2011 18.30 Uhr

Begrüssung: Dieter Bollmann, Vorstandvorsitzender der KVH
Einführung: Rahel Puffert, Kulturwissenschaftlerin

Kunst in der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg
Ärztehaus Hamburg
Humboldtstrasse 56, 22083 Hamburg
6. April 2011 - 30. Mai 2011 Mo-Do 8-16 Uhr und Fr 8-15 Uhr

Redemanuskript (pdf) zur Ausstellungseröffnung von
Dieter Bollmann


Text der Einführung >
von Rahel Puffert

„wasche meine Hände“ in Unschuld
"...Sehr intensiv hat sich in den letzten Monaten in Hamburg die Künstlerin Judith Hamann mit dem Treiben der NS-Ärzteschaft in der Hansestadt und deren Verbleib nach 1945 auseinandergesetzt, hat dazu im Staatsarchiv Akten studiert. ..."
in dem Artikel „… diese herrliche Unzulänglichkeit des Vorstellens und des Fühlens“ (6.5.2011) zur "Täter - Opfer Umkehr: "die Stunde Null"
von Brigitta Huhnke
bei NachDenkenSeiten


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Das Projekt wird gefördert von der FH Hamburg, Bezirksamt Nord

"Ja, ihr feinen Kunstrichter! Fragt nur immer, was Wahrheit ist, und greift nach der Thür, weil ihr keine Antwort auf die Frage abwarten könnt - eure Hände sind immer gewaschen, es sey, daß ihr Brodt essen wollt, oder auch, wenn ihr Bluthurtheile gefällt habt - fragt ihr nicht auch: wodurch ihr die Natur aus dem Wege räumt ?"

(Johann Georg Hamann, 1762, aus: Aesthetica in nuce)


"wasche meine Hände" setzt sich mit dem Bild der Täter auseinander und versucht, sich der eigenen Haltung zur Geschichte und Gegenwart bewusst zu werden.



2009 wurde das Buch "Mit aller Kraft verdrängt - Entrechtung und Verfolgung nicht arischer Ärzte in Hamburg", von Frau Dr. Anna von Villiez
vom Präsidenten der Hamburger Ärztekammer in der KVH vorgestellt.

im hierunda Verlag:

02.2012
"wasche meine Hände"   Prospekt, 56 Seiten, mit s/w Abbildungen
Texte von Dieter Bollmann, Rahel Puffert und Judith Haman.
+ DVD Dokumentation, Videocut/prod.: Skrollan Alwert, 40 min

17,80 €   ISBN 978-3-00-036896-7
Bestellung per mail an: moxnox_at_hierunda.de
oder an: hierunda Verlag • Postfach 50 08 68 • 22708 Hamburg

Diashow, einige Seiten:

Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg
Buchbestand in der Ausstellung:

Villiez, Anna von: Mit aller Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung »nicht arischer« Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945. Dölling u. Galitz, 2009
Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945 S.Fischer Verlag, Frankfurt
Angelika Ebbinghaus/Klaus Dörner: Vernichten und Heilen. Der Nürnberger Ärzteprozess und seine Folgen. Aufbau Verlag, Berlin 2001
Peter-Ferdinand Koch: Menschenversuche. Die tödlichen Experimente deutscher Ärzte. Piper, München, 1995
Winfried Kahlke/Stella Reiter-Thiel:Ethik in der Medizin Enke Verlag, 1995
Alexander Mitscherlich/Fred Mielke(Hg.): Medizin ohne Menschlichkeit, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag, 16. Auflage 2004
Brigitta Huhnke/Björn Krondorfer: Das Vermächtnis annehmen.   / Psyche und Gesellschaft. Psychosozial Verlag. 2002
Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden 3. Bände / Fischer (Tb.), Frankfurt; 1990 | Gunzelin Schmid Noerr: Geschichte der Ethik / Reclam Leipzig, 2006
Hannah Arendt: Über das Böse Piper Sachbuch. 2006 | Alexander Demandt: Hände in Unschuld. / Pontius Pilatus in der Geschichte. Böhlau Verlag, Köln 1999
Victor Klemperer: LTI, Notizbuch eines Philologen / Aufbau Verlag, Berlin, 1947. Jüngere Ausgabe, Reclam, Stuttgart 2007
Katalog „Hitler und die Deutschen“    /   Katalog „Verbrechen der Wehrmacht“
Presse:
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taz nord 5.4.2011:
Aufarbeitung des Nationalsozialismus
Was geschah mit den jüdischen Ärzten?
Beim Thema Ärzte und Nationalsozialismus liegt noch vieles im Dunkeln. Die Historikerin Anna von Villiez zeigt, dass die Mär vom "roten Hamburg" unzutreffend ist, die Künstlerin Judith Haman trägt das Thema an seinen Ort.

Text von Lena Kaiserin der taz Nord 5.4.2011
Previews 04.04.2011:

Pressemitteilung:

„wasche meine Hände“ eine räumliche Inszenierung von Judith Haman
6.4. 30.5.2011 | Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH)

Eröffnung: Mittwoch, 6. April 2011, 18.30 Uhr
Begrüßung: Dieter Bollmann, Vorstandsvorsitzender der KVH
Einführung: Rahel Puffert, Kulturwissenschaftlerin
Kunst in der KVH Ärztehaus Hamburg Humboldtstrasse 56, 22083 Hamburg
Öffnungszeiten: Mo - Do 8 - 16 Uhr, Fr 8 - 15 Uhr


Das Ritual des Händewaschens gehört zum Alltag der Ärzteschaft. Wie haben sich Ärzte, die in der NS Zeit aktiv in Prozesse des Folterns, der Menschenversuche und des Mordens involviert waren danach von ihrem Tun gereinigt? „Freudig fügte sich die Ärzteschaft“, so zitiert das Ärzteblatt 2010 die Mentalität involvierter Mediziner.
Berufsverbände fangen an, sich aktiv mit dieser Geschichte der „Ärzte ohne Gewissen“ (Ernst Klee) zu befassen.
Aktuell präsentiert die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg in ihren Räumen die Ausstellung „wasche meine Hände“ der bildenden Künstlerin Judith Haman, vom 6. April bis zum 30. Mai 2011. Judith Haman versucht sich mit ihren Exponaten, ihren Recherchen nicht nur von Außen dem Bild der Täter in Hamburg zu nähern, sondern ebenso der eigenen inneren Haltung zur Geschichte und Gegenwart.
Nur einige wenige der Täter in Weiß wurden überhaupt nach dem Krieg zur Rechenschaft gezogen. Die meisten machten mit hohem Ansehen und ungebrochener Autorität weiter, in ihren Privatpraxen, als Professoren an medizinischen Fakultäten, in den Fachverbänden. Einige waren sogar in den ersten Nachkriegsjahrzehnten als Gutachter für Überlebende des Holocaust in Entschädigungsverfahren tätig.

Was haben sie in Hamburg getan?
Kurt Heißmeyer, KZ-Arzt in Neuengamme und für die Morde an den „Kindern vom Bullenhuser Damm“ verantwortlich, konnte nach dem Krieg bis 1963 unbehelligt in der DDR weiterarbeiten.
Prof.Dr.med.Dr.med.h.c. Hans Hinselmann war Direktor der Städt. Frauenklinik in Hamburg-Altona und Lehrbeauftragter an der medizinischen Fakultät. Ein reger Austausch kam durch Dr. Eduard Wirth, Standortarzt in Auschwitz und seinem Bruder, Dr. Helmuth Wirth, Städt. Frauenklinik in Hamburg-Altona zustande. Er war beteiligt bei vielen Experimenten an französischen Jüdinnen in Auschwitz.
Hans Hinselmann wird im Dezember 1946 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt,
1949 aus der Haft entlassen und als entnazifiziert eingestuft. 1956 wird Hinselmann Ehrenmitglied der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Dr.Heinrich Berning, Abtlg. Reserve-Lazarett Hamburg-Wandsbek, erforscht 1941 an russischen Gefangenen die Hungerwassersucht. 1983, zum 75. Geburtstag Bernings, gibt es Gratulationen im Hamburger Ärzteblatt.

Die Recherchen der Künstlerin Judith Haman im Hamburger Staatsarchiv zeigen: Hamburg hat noch viel aufzuarbeiten. Noch immer werden Akten über Ärzte, die in NS-Greueltaten involviert waren, unter Verschluß gehalten. „Nicht schuldig“ fühlten sich alle Ärzte gleichermaßen. Heißmeyer schreibt an seine Frau nach seiner Verhaftung: „Ich habe etwas gemacht, das ich nicht hätte machen sollen.“
Judith Haman fragt sich:“ Was hätte er nun nicht machen sollen? Den Eid ablegen, als Arzt jedes Lebewesen zu achten? Wie kann einer das, der sich selbst so wenig achtet?“
Die Ausstellung ist in die normalen, dem Publikum zugänglichen Räume der Kassenärztlichen Vereinigung integriert. In der Kantine, in der ebenfalls ein Teil der künstlerischen Recherchen zu sehen sind, können die Besucherinnen und Besucher dabei Kaffee trinken oder etwas anderes zu sich nehmen. Sie können sich aber auch hier die Hände waschen.

als Pdf

links:

Meister Bertram, um 1390, Christus vor Pilatus


Pontius Pilatus wäscht seine Hände, unbekannter Künstler


Liege Psalm Book, 13.Jhdt., Belgien


Fra Angelico, Pontius Pilatus wäscht seine Hände, 1308/11


Das Beinwunder der Heiligen Cosmas und Damian, Altarbild aus Ditzingen, 16.Jhdt.,
"Die Zwillingsbrüder Cosmas und Damian (gest. 303 in Kilikien) waren Ärzte und Märtyrer.(...) Der Legende zufolge gelang ihnen sogar eine Beintransplantation, nämlich der Ersatz eines verfaulten Beines durch das eines verstorbenen Mohren."> Wikipedia

Cosmas und Damian sind die Schutzpatrone der Ärzte

 

 

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Protokoll der Recherche über die Ärztekammer Hamburg
beim Staatsarchiv der FH Hamburg, Behörde für Kultur und Medien
Kattunbleiche 19, 22041 Hamburg, Tel. Lesesaal 42831-3222
Öffnungszeiten: Mo-Mi 10 - 18 Uhr, Do-Fr. 10-16 Uhr

Donnerstag, 17.2.2011
per e-mail (Lesesaal@bkm.Hamburg.de) bestellt: 352-13 Ärztekammer Hamburg Findbuch, Odenweller, Brakmann
ich sollte für jedes Archivale einen Bestellschein ausfüllen, war nicht machbar. Daraufhin angerufen: Frau Mügge, Lesesaal, per Post schicken.
Alle Bestellscheinvordrucke für jede Signatur: 5, 3, 4. 13 ausgefüllt und um 14 Uhr zur Post gebracht. Datum der Benutzung ausgefüllt für den Dienstag, 22.2.2011.

Dienstag, 22.2.2011 - 10.45 Uhr im Staatsarchiv, Lesesaal:
Sei noch nicht rausgesucht, ich möchte bitte zwischen 12 und 13 Uhr wiederkommen. Meine Post sei erst am Montag eingetroffen.
12 Uhr frage ich nach: nein, noch nicht da, ich setze mich und warte.
13 Uhr frage ich nach: nein, Findbuch Ärztekammer Hamburg sei nicht auffindbar, ob ich warten wolle. Ich warte. Nach einer Stunde kommt Frau Mügge zu meinem Platz, ob ich nicht lieber gehen wolle, ich bekäme einen Anruf, wenn die Unterlagen sich angefunden hätten. Ich sagte, ich warte noch, das könne ja nicht mehr lange dauern.
Nach einer Stunde frage ich noch mal nach. Leider noch nichts, o.k. ich denke es ist heute aussichtslos, hinterlasse alle Tel.Nr. und gehe in die KVH, um dort noch mal die Räumlichkeiten anzuschauen, zu messen und zu schauen, was sich in der Kantine so tut.
22.2.2011, 17 Uhr
ein Anruf von Frau Koschlik, Staatsarchiv Hamburg, die Unterlagen hätten sich angefunden, die Entnazifizierungsbögen dürfe sie mir aber nicht ausliefern, enthalten vertrauliche Informationen wegen der noch nicht abgelaufenen Verjährungsfristen.
23.2.2011 10 Uhr
Ich bekomme 3 Ordner, außer der Sign.5: Personalverwaltung Ärztekammer: Fragebogen der Ärztekammer Hamburg für Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeiter der Ärztekammer betr. politische Aktivitäten und Zugehörigkeit zu nationalsozialistischen Organisationen, enthält auch: Entnazifizierungsfragebögen.
Ich schaue an: Sign.3 Liste der in Groß-Hamburg niedergelassenen Ärzte (Stand 01.01.1941) 35 Seiten auf dünnem gelblichem Papier.
Sign.4 Reaktionen auf die Entscheidung der Ärztekammer und der Gesundheitsbehörde Hamburg, den an der Euthanasie beteiligten Ärzte am Krankenhaus Rothenburgsort und Langenhorn die Approbation nicht zu entziehen. Enthält: Eingaben verschiedener Verbände, Privatpersonen - Presseerklärung der Gesundheitsbehörde.- Zeitungsausschittssammlung.
(mir scheint, ziemlich langweiliges Zeug, Namen werden nicht genannt.)
Sign.13: Versch. Listen von Hamburger Ärzten:
Enthält: Liste von Ärzten für die Behandlung Kriegsgeschädigter.- Liste „arischer“ Ärztinnen im Bereich der Reichsärztekammer. Verzeichnis der Privatkrankenanstalten, die nach der Reichsgewerbeordnung zugelassen sind. Adressenliste Ärztekammer Hamburg.- Liste der Harburger Ärzte unter 40 Jahren. Liste der kinderreichen Hamburger Ärzte in Hamburg. Bestimmung betr. Meldeordnung für die Reichsärztekammer.
Alles in Ruhe angeschaut, Frau Koschlik noch mal daraufhin angesprochen, mir doch Einblick zu gewähren in die Sign.5. Sie verweist mich auf Unterlagen 221-11, L Kartei 741-4, K 4152/-----D, ich kann die Filme unter Aufsicht einsehen, wenn ich eine Bestellung mit Namensangabe aufgebe.
Gehe um 15.30 Uhr, die Mappen werden zurückgelegt für den nächsten Tag.
24.2.2011
10 Uhr mein laptop mitgenommen. Schaue alles noch mal genau an, schreibe dann Blätter und Listen ab. Fordere noch eine neue Sign.8, Liste der für die Hitlerjugend zuständigen Ärzte an, die ich um 13 Uhr auch bekomme. Schreibe die Liste ab. Bestelle dann die Filme, die unter diesen Anfangsbuchstaben sein müßten.
Ich trage die Namen von Prof.Dr.med.Hinselmann, Gauobmann Prof.Dr.W.Holzmann und Prof. Dr.med.Peters (beide Vorstandsvorsitzende der Ärztekammer ) ein.
Montag, 28.2.2011
Finde auch zwei Karteikarten:
Holzmann Prof. 20.9.1878 geb. in Hamburg Fragebogen-Nr.144776 H
Hmg/LR HMGM8752 wohnhaft: Up de Worth 71, Hamburg
Occupation: doctor (Nervenarzt) | recieved: 9.10.46 | forwarded R.B.17.10.46 | German/Public Health Action Taken: CR/D | Retected 17.12.46 | Evaluation | Returned 17.11.47
Prof.Dr.Hans Hinselmann Fragebogen-Nr. 37655M5561
Othmarcher Kirchenweg 170, Hamburg-Othmarschen, Arzt, geb.6.8.1884, Neumünster, Fragebogen erhalten: 15.4.46
forwarded: 16.4.46 | returned: 16.4.46 | Fachausschuß-Nr.XII Kategorie: V, German/Public Healt PR/Delnisch Allowed Prov.
Dirk Hinselmann, Othmarscher Kirchenweg 170, geb.27.7.27, Student, Fragebogen-Nr. 76443, Fragebogen: S.K.11.4.50, P, Fachausschuß: S.A. Kategorie: V

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